QuarkXPress – da war doch mal was, nicht wahr? Haben wir nicht alle damit gearbeitet? Damals, in den Neunzigern… Doch dann kam das dunkle Zeitalter: Quark war resistent gegen alle Verbesserungsvorschläge von Benutzern, die Versionen 5 und 6 waren fehlerhaft und korrigierende Updates kamen selten. Nur gut, dass Adobe InDesign auf den Markt brachte und damit die Möglichkeit zum Wechsel bestand.

Ein bisschen scheint es, als stünden wir gerade wieder vor einer Wechselmöglichkeit.Adobe marschiert in das dunkle Zeitalter: Die Programme der CC-Suite gibt es nur noch im Miet-Abo, die Fehler in der Software nehmen zu und was das Hören auf die Kunden betrifft… naja.

Und wieder bietet sich eine Alternative, eine neue Hoffnung: QuarkXPress 2016 ist auf dem Markt!

Als IT-Consultant im Publishing-Bereich, hatte ich schon früh die Möglichkeit QuarkXPress 2016 auszuprobieren und zu testen. Dabei fällt gleich auf, dass Quark das gesamte Produkt – mehr noch als schon in QuarkXPress 2015, an die Bedürfnisse des modernen Publishings und die Bedürfnisse der Layout und Design Profis angepasst hat. Und es scheint, als könne Quark vorausahnen, was der Benutzer in den nächsten Jahren wirklich braucht.

Importierte Elemente in native QuarkXPress Objekte umwandeln
Darf man heutzutage noch von Killer-Features reden? Also von Funktionen, die der Autor für so gut hält, dass sie die Kraft haben, eine Wende herbei zu führen? Dieses Feature ist für mich ein solches Killer-Feature. Importierte PDFs, Illustrator-Grafiken, EPS oder sogar Excel-Tabellen können in native QuarkXPress-Objekte umgewandelt werden. Dabei werden Texte zu Texten und Pfade zu Pfaden. Die Geschäftsausstattung eines Kunden liegt nur noch als PDF vor? Kein Problem: Das PDF importieren, aus dem Kontextmenü „In native Objekte konvertieren“ wählen und man erhält typografisch korrekte Textrahmen, Pfade der Designelemente sinnvoll gruppiert und die benutzten Farben automatisch zur Farbpalette hinzugefügt. Ja, es wird nicht jedes Detail bei der Konvertierung wiederhergestellt: Etwa vorhandene Transparenzen müssen neu erstellt oder Stilvorlagen neu angelegt und angewendet werden. Aber dieses Feature sorgt dafür, dass der Designer nicht zum hundertsten Mal von Anfang an beginnen muss. Das spart Arbeit und Zeit. Genauso wie die Möglichkeit, Elemente aus Microsoft-Office-Produkten oder aus Numbers, Pages, Keynote oder aus Adobe Illustrator und InDesign heraus zu kopieren und als native Objekte in QuarkXPress einzufügen. Ja, der ist Autor begeistert.

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Das importierte PDF kann im Kontextmenü in native Objekte umgewandelt werden.

 

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Die nativen Objekte des PDF sind sinnvoll gruppiert und das Logo liegt als Pfad vor.

 

HTML5 publizieren
Besonders beeindruckt hat mich auch, wie einfach es mit QuarkXPress 2016 geworden ist, ein Layout in HTML5 zu erstellen. Mit ein paar einfachen Klicks kann ein Design, das keine Features vermissen lässt, mit interaktiven Finessen versehen werden und in HTML umgewandelt werden. Liebes Quark-Team: So hätte das gerne damals schon mit Immedia funktionieren dürfen.

Selbstverständlich können auch bestehende Druck-Layouts genommen und in HTML5 exportiert werden: Datei öffnen, Layout als Digitales Layout duplizieren, Layout als HTML5-Publikation exportieren, fertig. Das Ergebnis ist ein Ordner mit index.html, Fonts, Bildern, Javaskripten und CSS – einfach auf einen Webserver legen, aufrufen, fertig. Wer sich das Ergebnis schon vor dem Export ansehen möchte, kann dafür die eingebettete Vorschau-Funktion nutzen. QuarkXPress lädt das Layout dann in den Standard-Webbrowser und schon sieht man in Safari, Chrome oder Firefox, was man später im Web bekommt.

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Anwenden von Animationen in einem digitalen Layout

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Die Preview des Artikels inklusive der Animation im Webbrowser.

Auch das Hinzufügen von interaktiven Elementen ist simpel: Mit der HTML5-Palette kann der Benutzer Schaltflächen und Popups erstellen, Videos oder Töne einbinden, Animationen generieren und Diashows vorbereiten. Die Benutzerführung ist dabei so einfach, dass man es auch kann, wenn man noch nie vorher mit einer Webseite oder einen interaktiven Powerpoint gearbeitet hat.

Selbstverständlich kann man QuarkXPress Layouts auch für eBooks exportieren. Dabei lässt sich festgelegen, ob das Layout fixiert sein oder ob reflow, etwa bei unterschiedlichen Frontgrößen, erlaubt ist. Selbstverständlich kann ein Layout auch direkt an KindleGen übergeben werden.

Farbwähler-Werkzeug
Bei der Farbauswahl ist Quark nun endlich mit Adobe gleichgezogen. Mit der neuen Farbauswahl-Pipette von QuarkXPress 2016 kann der Anwender nun aus jedem geladenen Objekt die Farben auswählen. Diese werden in die Farbauswahlpalette übernommen und können von dort aus per Doppelklick in die Farbpalette übernommen werden. Eine Schaltfläche erlaubt es zudem, alle Farben auf einmal in die Farbpalette zu übernehmen. So schnell konnten Farben in QuarkXPress noch nie eingesetzt werden. Wenn ich diese jetzt noch direkt aus der Farbauswahlpalette nutzen könnte …

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Mit dem Farbwähler können Farben aus importierten Bildern einfach in die Farbpalette übernommen werden

Mehrstufige Farbverläufe
Endlich. InDesign und Illustrator beherrschen mehrstufige Farbverläufe schon seit langem. Was dort gut funktioniert, hat nun auch endlich bei QuarkXPress Einzug gehalten: Konnte ein Verlauf bisher nur von einer Farbe zur anderen definiert werden, sind Farbverläufe nun in nahezu beliebig vielen (bei 40 hat der Autor den Test beendet) Farbübergängen möglich. Darüberhinaus können die einzelnen Übergangspunkte auch noch mit unterschiedlichen Transparenzen versehen werden. Dies ist neu, selbst für InDesign-Benutzer. Und in Verbindung mit Objektstilen kann ein einmal angelegter Verlauf auch immer wieder angewendet werden

Weitere Verbesserungen: 
Auf der Webseite von Quark, von der man bequem eine Testversion laden kann, sind darüber hinaus auch noch kleine Demo-Videos zu weiteren neuen Features zu sehen, beispielsweise:

  • Unterstützung für OpenType Stylistic Sets
  • Weitere Verbesserung der Benutzeroberfläche
  • Einheitliche XTension-Schnittstelle
  • Zusätzliche dynamische Hilfslinien
  • Unterstützung des Touchpads (nur auf Macs)
  • Vergrößerung der Maßpalette
  • Option für Zeilenumbruch von Inhaltsvariablen
  • Textrahmen an Text anpassen
  • Suchen und Ersetzen von geschützten Leerzeichen

 

Probieren Sie es selbst
Wenn Sie QuarkXPress in den letzten Jahren keine Beachtung geschenkt haben, weil Sie mit InDesign glücklich waren, lohnt sich spätestens jetzt ein Blick auf die neue Version. QuarkXPress 2016 ist ein stabiles und schnelles Werkzeug zur Erstellung von digitalen und gedruckten Publikationen. Im Vergleich zu InDesign CC lässt das neue „Quark“ kaum noch Wünsche offen, in manchen Bereichen überflügelt es dieses sogar bereits deutlich.

Ausserdem ist es als klassische Kauflizenz für 999 Euro zu erwerben und kann für den Preis 399 Euro von jeder Vorversion aktualisiert werden. Besitzer von QuarkXPress 2015 können sogar schon für 199 Euro auf QXP2016 umsteigen, im Bildungsbereich sind Lizenzen schon ab 79 Euro zu haben.

 

Holger Bartsch ist der MacMan (www.macman.hamburg) und hat sich als freier IT Consultant im Publishingbereich auf Verlage und Agenturen spezialisiert. Zuvor war er IT-Leiter in einer Agentur für Corporate Publishing sowie Systemintegrator und Trainer für Redaktionssysteme.

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